Am 10. und 11. Oktober 2024 fand das 20. KnowledgeCamp in Berlin statt. Auf dem Barcamp, das jährlich von der Gesellschaft für Wissensmanagement e.V. ausgerichtet wird, trifft sich die Wissensmanagement-Community, um über aktuelle Themen, Fragen und Trends zu diskutieren. Anne Jacobs von DEEP Thoughts war vor Ort und berichtet hier von ihren Erfahrungen.
Was ist das Knowledge Camp?
Das KnoweldgeCamp ist ein Barcamp, das jährlich von der Gesellschaft für Wissensmanagement e.V. ausgerichtet wird. Ein Barcamp ist eine Unkonferenz – also eine offene Tagung mit offenen Workshops, deren Inhalte zum überwiegenden Teil von den Teilgebenden zu Beginn der Veranstaltung selbst entwickelt werden. Der gegenseitige Austausch auf Augenhöhe steht bei Barcamps im Mittelpunkt. Daher werden die Personen auf Barcamps oft auch als „Teilgebende“ und nicht als „Teilnehmende“ bezeichnet.
Das diesjährige KnowledgeCamp stand unter dem Motto „Knowledge Management works“. Gefragt waren Beiträge zu Erfahrungswerten und Good Practices im Wissensmanagement aus verschiedenen Institutionen und Bereichen. Was funktioniert gut beim Wissensmanagement in Organisationen? Welch Strategien, Maßnahmen oder Aktivitäten sind erfolgreich? Was hat sich im Laufe der Zeit mit Erfolg etabliert? Der Austausch über Erfahrungen und Erkenntnisse für gelungenes Wissensmanagement stand somit im Fokus.
Themen auf dem KnowledgeCamp 2024
Wieder gab es einen bunten Strauß an unterschiedlichen Themen rund ums Wissensmanagement. In insgesamt 56 angebotenen Sessions war für alle Teilgebenden etwas dabei. Neben Erfahrungsberichten zum Wissensmanagement aus renommierten Unternehmen und Institutionen, wie z.B. Schaeffler, Continental, dem BSI oder der Berliner Senatsverwaltung, gab es Diskussionsrunden zu einzelnen Aktivitäten und Maßnahmen, z.B. zu Wissenstransfer, Lessons Learned, Wikis, MS 365-Tools oder persönlichem Wissensmanagement. Selbstverständlich durfte auch das Thema KI und Wissensmanagement nicht fehlen.
Annes Erkenntnisse vom KnowledgeCamp
Auch in diesem Jahr gab es wieder mehr spannende Sessions, als man besuchen konnte. Hier einige Erkenntnisse aus den Sessions, an denen ich teilgenommen habe:
1. Nicht alle Wissensmanagement-Aktivitäten funktionieren in jeder Organisation
Ob eine Wissensmanagement-Maßnahme erfolgreich ist, ist oft abhängig von der Organisationskultur, den Ressourcen und Rahmenbedingungen.
2. Jemand muss sich aktiv um die einzelnen Wissensmanagement-Maßnahmen kümmern
In mehreren Sessions zu Erfahrungsberichten aus einzelnen Institutionen wurde deutlich, dass einige Wissensmanagement-Maßnahmen so lange erfolgreich sind, solange eine Person sich auch dafür verantwortlich fühlt. So kann es z.B. passieren, dass ein erfolgreiches Unternehmens-Wiki nicht fortgeführt wird, weil die bisherige verantwortliche Person den Arbeitsplatz oder das Aufgabengebiet wechselt, und kein Nachfolger für die Betreuung gefunden wird. Da ich während meiner Zeit als Knowledge Managerin in einer Kanzlei ähnliche Erfahrungen gemacht habe, konnte ich dies gut nachempfinden. Ist diese Maßnahme nun gescheitert, weil sie nicht fortgeführt wird? Ich denke nicht. Je umfangreicher Wissensmanagement betrieben wird, und je mehr Maßnahmen und Aktivitäten angestoßen werden, desto mehr Ressourcen werden benötigt. Wachsen diese nicht mit, müssen Prioritäten gesetzt werden, und notfalls einzelne Aktivitäten, für die Kapazitäten fehlen, zumindest vorübergehend eingestellt werden. Allerdings sollte die Möglichkeit offen bleiben zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Bedingungen es wieder erlauben, an das bisher erarbeitete anknüpfen zu können.
3. Wissensmanagement-Aktivitäten müssen sich entwickeln können
Verschiedene Erfahrungsberichte stimmten ebenfalls darin überein, dass nicht alle Wissensmanagement-Aktivitäten immer von Anfang an super laufen und gleich erfolgreich sein müssen. Vielmehr müssen sie sich nach und nach in ihrem eigenen Tempo entwickeln können.
4. Wissenstransfer innerhalb eines Teams fördert Team-Building
Ein interessanter Impuls bot das Thema Wissenstransfer in Teams. So kann Wissenstransfer nicht nur im Rahmen der allgemeinen Weiterbildung, oder des On- und Offboardings betrieben werden., sondern auch eine Maßnahme sein, um die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch im Team nachhaltig zu fördern. Wissenstransfer kann somit auch als eine Maßnahmen zum Team-Building dienen.
5. Prozesse und Dokumentation helfen den Wissenstransfer zu standardisieren
In verschiedenen Sessions wurde das Thema Wissenstransferbehandelt. Insbesondere die Prozesse für den Wissenstransfer beim On- und Offboarding von Mitarbeitenden wurden in mehreren Sessions besprochen. Neben einem festgelegten Prozess zum Ablauf des Wissenstransfers helfen Vorlagen und Vorgaben für die Dokumentation dabei, den Wissenstransfer zu standardisieren und den Ablauf möglichst einfach zu gestalten. Dabei sollten die Werkzeuge, mit denen gearbeitet wird, auf die Erfahrung und übliche Nutzung der Wissensgebenden und Wissensnehmenden Personen ausgerichtet sein. Anstatt also neue und möglicherweise kostenpflichtige Tools für die Dokumentation zu nutzen, sollte mit dem gearbeitet werden, was bereits vorhanden ist und genutzt wird. So muss für eine Wissenstransfer-Dokumentation nicht extra Confluence eingeführt oder mit OneNote gearbeitet werden, wenn die wissensgebende und wissensnehmenden Personen sonst nur mit Word oder Excel arbeiten.
6. Neue Impulse fürs Wissensmanagement durch KI
In den zahlreichen Sessions zum Thema KI und Wissensmanagement wurde deutlich, dass KI neue Möglichkeiten und Anwendungsfälle fürs Wissensmanagement bietet. Sei es durch die Nutzung von ChatGPT zur Erstellung von Content oder der Einsatz von selbstgehosteten LLMs als Chatbots. KI wird das Wissensmanagement dauerhaft unterstützen und bietet neues Potenzial, um das Wissen einer Organisation mit einfacheren Mitteln zu sammeln, zu erschließen und zur Verfügung zu stellen.
7. Wissensmanagement wird auch in der Zukunft wichtig bleiben
Aus spontanem Anlass wurde in einer Session am Freitag der neue Zukunftsplan Deutschland diskutiert, den das Handelsblatt mit einigen Beratungsgesellschaften an diesem Tag veröffentlicht hatte. Da zu den empfohlenen Maßnahmen auch die Steigerung von Produktivität und Effizienz, sowie die Modernisierung von Bildungssysteme und die Digitalisierung gehören, wird Wissensmanagement auch weiterhin wichtig bleiben.
8. Wissensmanagement und Changemanagement sind eine gute Kombination
Neben den verschiedenen besuchten Sessions, habe auch ich, Anne, spontan selbst eine Session zum Thema „Wissen und Wissensmanagement in Change-Vorhaben“ angeboten. In dieser Session haben wir in einer kleinen Gruppe diskutiert, wie Wissen und Wissensmanagement dazu beitragen können Change-Vorhaben erfolgreich umzusetzen und für bessere und schnellere Annahme von Veränderungen zu sorgen. Es war schön für mich zu sehen, dass ich nicht die einzige Person bin, die an der Schnittstelle zwischen Wissensmanagement und Changemanagement arbeitet, und habe die Diskussion und den gemeinsamen Erfahrungsaustausch sehr genossen.
Persönliche Kontakte und reger Austausch
Neben den Diskussionsrunden gab es wie immer am Rande der einzelnen Sessions regen Austausch und viele Gesprächsmöglichkeiten. Die lockere Atmosphäre auf Augenhöhe sorgte wieder einmal dafür, dass in kurzer Zeit zahlreiche neue Kontakte geknüpft werden konnten und alte Netzwerke vertieft wurden. Beim abendliche Get together mit Pizza wurde deutlich, dass nicht nur gemeinsam gearbeitet, sondern auch gemeinsam gefeiert werden kann.
Fazit: Wissensmanagement wirkt!
Auch in diesem Jahr war das KnowledgeCamp eine tolle Gelegenheit sich mit Gleichgesinnten zum Thema Wissensmanagement auszutauschen, Erfahrungen zu teilen und aktuelle Trends zu entdecken. Zahlreiche Impulse wurden mitgenommen und werden jetzt in den kommenden Tagen und Wochen nachbereitet. Zu einigen Themen werden daher in der nächsten Zeit noch weitere Beiträge folgen.
In diesem Sinne: „Knowledge Management works!“