Wissenskultur ist ein Megatrend. Bildung und Wissen sind demnach eine zentrale Ressource für die globale Gesellschaft. Eine starke Wissenskultur trägt dazu bei, Wissen bestmöglich zu nutzen und die Wettbewerbsfähigkeit von Personen und Organisationen langfristig zu erhalten.

Was sind Megatrends?
Megatrends sind langfristige, tiefgreifende Veränderungen in allen Bereichen unseres Lebens. Sie beeinflussen die Gesellschaft, Wirtschaft, die Umwelt und Technologien. Megatrends sind oft global und wirken sich über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte aus. Sie bringen jeweils neue Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich. Kenntnisse zu Megatrends sind wichtig für strategische Entscheidungen von Unternehmen, Regierungen und Gesellschaften.
Das Zukunftsinstitut hat Anfang 2025 wieder eine Megatrend-Dokumentation erstellt, in der 11 aktuelle Megatrends und ihre Subtrends beschrieben werden. Einer dieser Megatrends ist die Wissenskultur.
Was ist eine Wissenskultur
Wissenskultur bezeichnet die Gesamtheit der Werte, Normen, Praktiken und Einstellungen, die den Umgang mit Wissen in einer Organisation oder Gesellschaft prägen. Sie umfasst, wie Wissen generiert, geteilt, genutzt und bewahrt wird. Eine starke Wissenskultur fördert den Austausch und die Nutzung von Informationen, die Zusammenarbeit und die kontinuierliche Weiterbildung. Sie unterstützt das Lernen und kontinuierliche Wachstum von Mitarbeitenden, sorgt für ständige Verbesserungen von Prozessen, Produkten und Dienstleistungen, und hilft dabei Innovationen voranzutreiben.
Hauptmerkmale einer Wissenskultur sind:
- Wissensteilung: Die Bereitschaft der Mitglieder einer Organisation, ihr Wissen und ihre Erfahrungen zu teilen, um das kollektive Wissen zu erweitern.
- Lebenslanges Lernen: Lernen wird als kontinuierlichen Prozess während der gesamten Karriere gesehen. Die Mitglieder einer Wissenskultur streben auch selbst nach persönlichem Wachstum und Weiterentwicklung.
- Offenheit und Vertrauen: Schaffung einer offenen Arbeitskultur und eines Arbeitsumfelds, in dem Mitarbeitende sich sicher fühlen, Ideen zu teilen.
- Interdisziplinarität: Die Förderung des Austauschs zwischen verschiedenen Arbeitsbereichen, Fachgebieten und Rollen, um neue Perspektiven und Lösungen zu entwickeln.
- Technologische Unterstützung: Der Einsatz von Technologien, die den Wissensaustausch und die Zusammenarbeit erleichtern, wie z.B. Wissensmanagement-Systeme, Kollaborations-Tools, Künstliche Intelligenz oder soziale Netzwerke.
- Fehlerkultur: Der Umgang mit Fehlern und Misserfolgen, wobei diese als Lernchancen betrachtet werden, anstatt sie zu stigmatisieren.
Eine starke Wissenskultur kann dazu beitragen, die Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit einer Organisation zu steigern und ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen.
Megatrend Wissenskultur
Verschiedene Faktoren sorgen dafür, dass das Thema Wissenskultur zum Megatrend wird:
- Zugang zu Informationen
Noch nie war es so leicht Informationen zu erhalten und diese nutzen zu können. Trotzdem nimmt die Wissenskluft (Knowledge Gap) weiterhin zu. Auch wenn Wissen und Bildungsmöglichkeiten in der Theorie vielen offen steht, ist der Zugang in der Praxis ungleich verteilt. Gründe dafür sind z.B. mangelnde soziale oder finanzielle Möglichkeiten, oder fehlendes technisches Know-how. Eine Wissenskultur sorgt dafür, diese Lücken zu schließen, einer breiten Masse Zugang zu Informationen zu gewähren und benötigte Informationskompetenzen zu vermitteln. - Innovative Formen des Wissenstransfers
Digitalisierung und Lebenslanges Lernen haben für veränderte Möglichkeiten des Wissenstransfers gesorgt. Der frontale Unterricht in Präsenzform nimmt ab, und wird zunehmend durch neue Lernformen ergänzt. Formate wie z.B. Massive Open Online Courses (MOOCs), Peer-Learning, Gamification oder Augmented Reality bieten neue Erfahrungen des Lernens und der Wissensweitergabe. - Kollaborative und dezentrale Strukturen der Wissensgenerierung
Unser Bildungssystem entwickelt sich von zentralen Strukturen hin zu offenen und flexiblen Lernumgebungen. Dezentrale Lernstrukturen, digitales Lernen und lebenslanges Lernen verändern den Bedarf und die Nutzung von Wissen. Kollaboration anstatt Wettbewerb sorgt dafür, dass Wissen gemeinsam entwickelt und weiterentwickelt wird. Dies fördert Synergieeffekte und neue Ideen.
Subtrends
Begleitet wird der Megatrend Wissenskultur von verschiedenen Subtrend. Diese haben alle einen Einfluss auf das Thema Wissen und Bildung. Subtrends entwickeln sich regelmäßig weiter und deutlich schneller als ihre übergeordneten Megatrends. Der Megatrend Wissenskultur wird daher aktuell von den folgenden Subtrends begleitet:
Digital Divide
Der Digital Divide beschreibt die digitale Kluft im Zugang und der Nutzung von und mit Informations- und Kommunikationstechnologien. Er besteht sowohl zwischen Volkswirtschaften als auch zwischen verschiedenen Personengruppen. Gründe für die Kluft können entweder sozialer, finanzieller oder technischer Natur sein.
Digital Literacy
Digital Literacy bezeichnet die benötigten Kompetenzen und den souveränen und kritischen Umgang mit der Digitalisierung. Dabei gilt es zum einen die Kenntnisse im Umgang und der Anwendung von digitalen Technologien zu stärken, als auch ein Verständnis der digitalen Welt, einschließlich der sozialen, ethischen und sicherheitsrelevanten Aspekte zu vermitteln. Digitale Kompetenzen sind in unserer heutigen Arbeitswelt unverzichtbar, da diese in fast alle Jobs gefordert werden.
EdTech
Digitalisierung ermöglicht ein personalisiertes Lernen, unabhängig von Ort und Zeit. Durch digitale Bildungsplattformen und innovative Formate wie Massive Open Online Courses (MOOCs), Mobile Learning oder Augmented Reality wird Bildung einer breiten Masse zugänglich gemacht. Dies fördert die Teilhabe und trägt zur Demokratisierung von Wissen bei.
Edutainment
Die Mischung aus Lernen (Education) und Unterhaltung (Entertainment) sorgt dafür, dass Bildung und lebenslanges Lernen unterhaltsam vermittelt werden und Spaß machen kann. Zu den Edutainment-Angeboten gehören z.B. Wissenschaftssendungen, Science Slams oder interaktive Ausstellungen.
Explorer Networks
Diese interdisziplinären Netzwerke und Kooperationen aus unterschiedlichen Organisationen dienen dem gemeinsamen Erkunden und Entdecken, und dem Austausch von Wissen und Ideen. Synergieeffekte können dadurch genutzt und Innovationen gefördert werden.
Flexiblity
Unsichere Zeiten erfordern flexibles Handeln. Agile Arbeitsmethoden und flache Hierarchien stärken die Anpassungsfähigkeit und die Resilienz gegenüber Veränderungen. Gleichzeitig fördern sie den Austausch von Wissen und Ideen, und erhöhen dadurch das Innovationspotenzial.
Future Management
Future Management umfasst alle Aktivitäten zum Erhalt der Zukunftsfähigkeit einer Organisationen. Aspekte im Future Management sind z.B. Trend- und Szenarioanalyse, Innovationsmanagement, strategische Vorausrichtung oder Nachhaltigkeit. Neben der Ermittlung allgemeiner Trends in Wirtschaft, Technologie und Gesellschaft wird die Ausrichtung der eigenen Organisation geplant, Positionierungen festgelegt und Visionen entwickelt.
Gamification
Durch spielerische Elemente werden Anreize fürs Lernen geschaffen und so die Motivation für Bildung gefördert. Punkte, Ranglisten, Levels oder Abzeichen zeigen spielerisch den Lern- und Wissensfortschritt an. Mithilfe von Quizzen, Challenges oder Business EscapeRooms wird Wissen auf neue Art vermittelt.
Human-to-Human-Experiences
Trotz Digitalisierung bleibt der zwischenmenschliche Austausch wichtig. Hybride Arbeitsmodelle und persönliche Kundeninterkationen schaffen ein Balance zur digitalen Effizienz. Wissenstransfer erfolgt daher nicht nur rein virtuell oder frontal, sondern im gegenseitigen Austausch mit anderen Menschen. Eine nutzerzentrierte Ausrichtung aller Maßnahmen und Aktivitäten sorgt so für die bedarfsgerechte Vermittlung von Wissen und Lerninhalten.
Immersives Lernen
Virtual und Augmented Reality sorgen dafür, dass Ausbildung in realitätsnahen Simulationen erfolgen kann. Immersives Lernen trägt zu einem tieferen Verständnis für Lerninhalte bei und ist besonders effektiv in Bereichen, wo praktische Erfahrungen und das Erlernen komplexer Fähigkeiten erforderlich sind. Es wird z.B. in der medizinischen Ausbildung oder der Industrie eingesetzt.
Kollaboration
Die Zusammenarbeit in multidisziplinären Teams fördert die Entwicklung von Wissen, Ideen und Problemlösungen. Durch Wissens- und Erfahrungsaustausch entstehen neue Sichtweisen und Impulse. Synergieeffekte können besser genutzt werden. Digitale Kommunikation unterstützt dabei die orts- und zeitunabhängige Zusammenarbeit.
Life Long Learning
Unsere Arbeitswelt und Qualifikationen wandeln sich stetig. Lebenslanges Lernen und regelmäßige Weiterbildungen sind daher erforderlich, um weiterhin auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Die persönliche Weiterentwicklung ist aber auch ein Wunsch vieler Menschen.
Micro-Learning
Beim Micro-Learning wird Wissen in kleinen, leicht konsumierbaren Einheiten vermittelt. So kann Weiterbildung flexibel, nebenbei, orts- und zeitunabhängig erfolgen. Fürs Micro-Learning können verschiedene Lernformate genutzt werden, z.B. Text, Lernvideos, Audios / Podcasts, klassisches Training /Webinar), Quizze.
Open Innovation
Bei Open Innovation werden Kunden, Partner, Lieferanten oder die Allgemeinheit in die Entwicklung von neuen Produkten und Dienstleistungen einbezogen. Durch diese Nutzerzentrierung erlangen Unternehmen und Institutionen neue Impulse von außen und können Innovationen nach den Bedarfen ihrer Stakeholder entwickeln. Mithilfe von Open Innovation steigern Unternehmen die Qualität und den Umfang ihrer Innovationen.
Wissenskultur – Was der Trend mit uns macht
Wissenskultur ist ein Megatrend, der unsere komplette Gesellschaft beeinflusst. Unsere Welt des ständigen Wandels macht es erforderlich für uns kontinuierlich neues Wissen zu erlangen und lebenslang zu lernen. Neben dem klassischen Bildungssystem entwickeln sich dafür neue Formen des Wissenstransfers. Durch neue Technologien ist es möglich Wissen schneller, kostengünstiger und bedarfsgerechter zu erstellen, und auf individuelle Bedürfnisse der jeweiligen Person anzupassen. Technologien spielen dabei eine besondere Rolle in der Wissenskultur. Zum eine helfen Sie uns dabei Wissen zu erwerben, zu teilen und sinnvoll zu nutzen. Gleichzeitig müssen wir das notwendige Know-how aufbauen, um mit diesen Technologien umgehen und sie nutzen zu können.
Der Megatrend Wissenskultur sorgt dafür, das Wissen in der Organisation und unserem Umfeld bestmöglich zu nutzen. Wir lernen benötigte Informationen zu ermitteln und bei Bedarf neues Wissen anzueignen. Gleichzeitig erleben wir, dass Wissensteilung und Wissensaustausch dazu beitragen, neues Wissen und neue Ideen zu generieren. Dies fördert Innovationen. Eine starke Wissenskultur trägt somit zum erhalt unserer Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit bei.
Wie wird eine starke Wissenskultur aufgebaut? Diese und weitere Fragen beantworten wir im nächsten Artikel.
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