Die Fortschreitende Digitalisierung und KI stellen die Existenz zahlreicher Informationseinrichtungen und Unternehmensbibliotheken in Frage. Trotz Automatisierung und neuer Technologien bleiben Bibliothekare und Informationsfachkräfte aber wichtige Akteure im professionellen Umgang mit qualitativ hochwertigen Fachinformationen.

Seit einigen Jahren stehen Unternehmensbibliotheken und Fachinformationseinrichtungen unter Druck. Ein großer Teil der Fachliteratur ist digital über Fachdatenbanken verfügbar, und zahlreiche Informationen, die früher schwer zu beschaffen waren, werden mittlerweile kostenlos im Internet bereitgestellt. Neuerdings liefern auch generative KI-Tools wie ChatGPT, Google Gemini, Perplexity & Co. im Bruchteil von Sekunden Antworten auf alle möglichen Fragestellungen. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Unternehmen sich die Frage stellen: „Brauchen wir noch Bibliotheken und bibliothekarisches Personal?“
Doch diese Frage ist zu kurz gegriffen. Denn in Zeiten eines Informationsüberflusses ist qualitativ hochwertiges (Fach-)Informationsmanagement wichtiger denn je. Unternehmen, die auf die Expertise von Bibliothekare und Informationsfachkräften verzichten, riskieren Informationsüberflutung, Qualitätsprobleme, Ineffizienz und einen schleichenden Verlust von Know-how.
In diesem Beitrag zeigen wir, warum Informationsprofis auch im Zeitalter von Digitalisierung und KI unverzichtbar bleiben – und wie sie zur Zukunftsfähigkeit von Unternehmen beitragen.
1. Informationsmasse ist nicht gleich Informationsqualität
Das Internet bietet ein nahezu unbegrenzte Fülle an Informationen. Der Mangel an ausreichend Daten und Informationen ist also heutzutage nicht mehr das Problem, sondern eher die Qualität der gefundenen Inhalte. Nicht jede Information ist relevant, korrekt oder aktuell. Suchmaschinen priorisieren Inhalte nicht unbedingt nach Relevanz oder fachlicher Expertise, sondern nach Beliebtheit und Werbepotential. Auch KI-Systeme wie Chatbots oder generative Sprachmodelle liefern zwar schnell Antworten, doch die Gefahr von Halluzinationen und Fehlinformationen bleibt bestehen.
Hier kommen Bibliothekare und Information Professionals ins Spiel: Sie sind darin geschult, Quellen zu bewerten, Informationen zu verifizieren und die Spreu vom Weizen zu trennen. Sie sorgen dafür, dass Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen auf qualitativ hochwertige und verlässliche Informationen zugreifen. Dies ermöglicht fundierte Entscheidungen und professionelles Arbeiten.
2. Ohne Fachinformationsmanagement geht es nicht
Auch wenn viele Informationen frei über das Internet verfügbar sind, und KI-Systeme einen großen Wissensschatz beinhalten, werden kostenpflichtige Fachliteratur und Fachinformationen weiterhin benötigt. Diese müssen daher separat beschafft, lizensiert und verwaltet werden.
Die bedarfsgerechte Auswahl, Verwaltung und Verfügbarmachung von Fachliteratur und Fachinformationen ist Standard-Aufgabe von Bibliothekaren. Sie sind erfahren in der bedarfsgerechten Erwerbung von Lizenzen und ihrer Verwaltung.
3. Effiziente Informationsbeschaffung durch Recherche-Profis
Trotz des Überflusses an Informationen verbringen Büroangestellte immer noch einen wesentlichen Teil ihrer Arbeitszeit mit Recherchen und Suchen im Internet. Informationsprofis können aber oft dieselbe Informationen in einem Bruchteil der Zeit besorgen. Sie wissen genau, welche Fachdatenbanken, Internetportale und Quellen sie für eine Suchanfrage nutzen müssen.
Durch den gezielten Einsatz von Recherchekompetenz sparen Unternehmen nicht nur Zeit und Geld, sondern steigern auch die Qualität der Ergebnisse. Eine sorgfältig ausgearbeitete Marktanalyse, eine umfassende Trendbeobachtung oder eine präzise Aufbereitung einer fachlichen Fragestellung kann mit der richtigen Recherchekompetenz effizienter und relevanter durchgeführt werden.
4. Informationskompetenz – Soft Skill der Informationsgesellschaft
Informationskompetenz zählt zu den Soft Skills des digitalen Zeitalters. Neben der eigenen Durchführung von Recherchen ist die Vermittlung von Informations- und Recherchekompetenz eine weitere wichtige Aufgabe für Bibliothekare und Informationsprofis.
Schulungen, Workshops und individuelle Beratung zu Fachdatenbanken, Informationsquellen und Recherchestrategien steigern die Medien- und Informationskompetenz aller Beschäftigten. Mitarbeitende lernen Quellen besser zu bewerten und Suchen effektiver durchzuführen. Dies fördert die Selbständigkeit in der Informationsbeschaffung. Für komplexe Recherchen steht zusätzlich die Fachkompetenz der Informationsprofis zur Verfügung.
5. Struktur statt Wissens-Chaos: Wissensmanagement als Unternehmenskapital
Informationen sind nur dann wertvoll, wenn sie systematisch erfasst, strukturiert, gespeichert und bei Bedarf wiederauffindbar sind. All dies wird durch ein professionelles Wissensmanagement gewährleistet. Ohne Wissensmanagement drohen Unternehmen folgende Risiken:
- Verlust von Wissen durch Mitarbeiterfluktuation
- Zeitverschwendung durch doppelte Recherchen
- Fehlentscheidungen durch fehlende oder falsche Informationen
Bibliotheks- und Informationsfachkräfte bauen Wissensdatenbanken auf, verwalten digitale Dokumente, pflegen interne Archive und entwickeln Klassifikationssysteme, die den Zugriff auf Wissen erleichtern. Sie sorgen dafür, dass internes Know-how für die gesamte Organisation nutzbar bleibt und nicht im digitalen Nirgendwo verschwindet.
Gerade in Zeiten des demografischen Wandels und Fachkräftemangel wird systematisches Wissensmanagement immer wichtiger, damit Wissen dauerhaft für alle Mitarbeitenden verfügbar bleibt.
6. Vom Fachinformationsmanagement zum Forschungsdatenmanagement
In Wissenschaft und Forschung spielen Daten eine immer wichtigere Rolle. Forschungsintensive Branchen sind daher dazu übergegangen, ihre Forschungsdaten professionell zu verwalten und zu organisieren.
In vielen Wissenschaftseinrichtungen und an Hochschulen sind Bibliothekare bereits heute für das Forschungsdatenmanagement zuständig. Durch ihre Erfahrungen und ihr Know-how in der Organisation von Daten, ihren Kenntnissen zu Standards in der Datenverwaltung, und ihrer Informationskompetenz sind sie bestens geeignet, Forschungsdaten im Unternehmen zu sammeln, zu verwalten und allen Beteiligten der Forschungs- und Entwicklungsabteilung zugänglich zu machen. Dadurch tragen sie wesentlich zur Forschungsinfrastruktur von Unternehmen bei.
7. Compliance-Absicherung durch Informationskompetenz
Informationsmanagement ist nicht nur eine Frage der Effizienz, sondern auch des richtigen Umgangs. Daten dürfen nicht beliebig gesammelt, gespeichert oder verbreitet werden. Urheberrechte, Lizenzen, Datenschutzbestimmungen und Dokumentationspflichten müssen eingehalten werden. Verstöße gegen rechtliche Pflichten können für Unternehmen zu hohen Kosten führen.
Informationsspezialisten kennen die grundlegenden juristischen Rahmenbedingungen und sorgen für einen rechtlich Korrekten Umgang mit Informationen und Dokumenten, sodass lizensierte Inhalte ordnungsgemäß genutzt, Informationen und Dokumente datenschutzkonform archiviert, und Urheberrechte gewahrt werden.
Da Compliance und Transparenz im Unternehmensumfeld eine immer wichtigere Rolle spielen, tragen Bibliotheksfachkräfte und Informationsspezialisten zur Einhaltung dieser Anforderungen bei.
8. Bibliothekare als Human-in-the-Loop bei KI-Anwendungen
Künstliche Intelligenz ist ein mächtiges Werkzeug – aber sie ist nicht fehlerfrei. KI-Systeme müssen trainiert, gepflegt und überwacht werden. Ihre Ergebnisse müssen interpretiert, überprüft und in den richtigen Zusammenhang gebracht werden. Hier braucht es Know-how im Umgang mit Metadaten, Klassifikation und Informationsarchitektur. All dies ist Basiswissen von Informations- und Dokumentations-Profis.
Daher können Bibliotheksfachkräfte eine zentrale Rolle bei der sinnvollen Integration von KI in die Informationsarbeit spielen. Sie können z.B. relevante Datenquellen und Qualitätskriterien definieren, oder Taxonomien und Ontologien entwickeln und pflegen, auf denen KI-Systeme basieren. Als Informationsspezialisten eignen sich Bibliothekare auch hervorragend für die Qualitätskontrolle und Verifizierung von KI-generierten Inhalten. Sie können daher dazu beitragen, als „Human-in-the-Loop“ KI-Systeme besser und sicherer zu machen.
9. Professionelles Informationsmanagement fördert Innovation
Innovationsfähigkeit basiert auf der frühzeitigen Identifikation von Trends, Technologien und Entwicklungen. Ein gutes Informations- und Wissensmanagement ist somit eine wichtige Voraussetzung für Innovationen. Informations- und Dokumentationseinrichtungen unterstützen Innovationsprozesse durch professionelle und kontinuierliche Informationsversorgung zu Trends, Wettbewerbern, Marktentwicklungen oder neuen Technologien. Durch die Bereitstellung gezielter Wissensupdates für Fachabteilungen sorgen sie dafür, dass Forscher und Führungskräfte stets auf dem aktuellen Stand zu ihren Themengebieten bleiben.
Bibliotheks- und Informationsfachkräfte liefern nicht nur Antworten auf Fragen, sondern helfen Unternehmen, die richtigen Fragen frühzeitig zu stellen. Dadurch gelangen Unternehmen zu einem Informationsvorsprung der sich auch zu einem Innovationsvorsprung entwickeln kann.
Fazit: Informationsmanagement bleibt ein strategischer Erfolgsfaktor
Die digitale Transformation verändert die Fachinformationslandschaft radikal. Allerdings macht sie die Expertise von Bibliotheks- und Informationsfachkräften nicht überflüssig, sondern noch wertvoller.
Bibliothekare sind die Brückenbauer zwischen Datenflut und fundiertem Wissen. Sie vermitteln qualitativ hochwertige Informationen und sorgen für einen effizienten und sicheren Umgang mit ihnen. Dadurch sichern sie die Innovationsfähigkeit des Unternehmens und sorgen so für einen Wettbewerbsvorteil.
Unternehmen, die auf Informations-Kompetenzen setzen, sind besser aufgestellt, um die Herausforderungen der digitalen Zukunft zu meistern. Unternehmen, die Fachinformationsmanagement abschaffen, sparen kurzfristig Kosten – riskieren aber langfristig Wissensverlust, Wettbewerbsfähigkeit, und Innovationskraft.
Trotz Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz bleiben Bibliothekare und Informationsspezialisten daher wichtige Player für das Informationsmanagement, und tragen auch zukünftig entscheidend zur Innovations- und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen bei.
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