„Mehr Intelligenz ins Lernen!“ – Bericht vom Corporate Learning Camp 2025

Am 14. und 15. März 2025 fand das Corporate Learning Camp 2025 statt. An dem hybriden Barcamp der Corporate Learning Community konnte sowohl online als auch vor Ort in Hamburg teilgenommen werden. Anne Jacobs von DEEP Thoughts war in Hamburg dabei und berichtet hier von ihren Erfahrungen.

(c) privat

Das Corporate Learning Camp 2025 (CLC25) war eine nicht-kommerzielle Veranstaltung für alle Corporate Learning Professionals, veranstaltet von der Corporate Learning Community und Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. Auch in diesem Jahr gab es wieder eine bunte Mischung zu verschiedenen Themen rund um das Thema organisationales Lernen. In gut 50 verschiedene Sessions wurden an den beiden Tagen viele Themen behandelt, die die Corporate Learning Community aktuelle bewegen. Im Fokus standen dabei nicht nur Themen zur künstlichen Intelligenz, sondern vielmehr die Möglichkeiten, um Lernen allgemein „smarter“ zu machen – sei es durch intelligente Technologien oder durch Menschen.

Wieder einmal gab es viele spannende Themen, sodass es schwierig war, sich für jeweils eine Session pro Slot zu entscheiden. Die „Fear of missing out“ (fomo) konnte dadurch abgemildert werden, dass alle Teilgebenden dazu aufgefordert wurden, ihre Erkenntnisse in das jeweilige Etherpad der Session einzutragen, und so gemeinsam eine Dokumentation zu erstellen. Dadurch ist es allen Teilgebenden möglich, sich im Anschluss auch über denjenigen Sessions zu informieren, an denen eine Teilnahme nicht möglich war.

Auch beim CLC25 konnte ich in den vielen spannenden Sessions, an denen ich teilgenommen habe, wertvolle Impulse mitnehmen. Hier meine Erkenntnisse aus den Sessions, an denen ich teilgenommen habe:

1. Lerntagebücher und persönliche Lessons Learned fördern den eigenen Erkenntnisgewinn.

In der ersten Session wurde uns vom Moderator der Session seine persönlichen Lessons Learned aus dem Führen eines Wikis als eigener Lernpfad oder Lernjournal vorgestellt. Gemeinsam in der Gruppe haben wir über Vor- und Nachteile von Lerntagebüchern und Lessons Learned gesprochen, und wie man diese realisieren kann. Verschiedene technologische Möglichkeiten, Software-Tools und Best Practices wurden gemeinsam in der Gruppe ausgetauscht.

2. Einladungsbasierte Beteiligungsformate entwickeln sich kontinuierlich weiter und müssen im Einklang mit der jeweiligen Unternehmenskultur sein.

Ideen für die Kooperation und Co-Creation von offenen Austauschformaten, wie z. B. Barcamp, Peer-Learning-Veranstaltungen oder Lernzirkel, wurden in der nächsten Session ausgetauscht. Als Beispiel wurden hier die Aktivitäten eines großen genossenschaftsbetriebenen Spezialsoftware-Unternehmens vorgestellt. Wichtig war hier die allgemeine Erkenntnis, dass offene Formate nur erfolgreich sein können, wenn diese auch von der Unternehmensleitung befürwortet werden. Darüber hinaus stellten die Teilgebenden fest, dass bei innovativen Formaten nach einer Zeit der Hype abklingt und eine Art „Abnutzungserscheinung“ auftritt. In solchen Fällen ist es wichtig, dass den anfangs freiwilligen Initiativen nach und nach ein offizieller Rahmen gegeben wird und diese Aktivitäten Teil der offiziellen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen werden.

3. Eigene GPTs bauen geht kinderleicht.

Praktisch wurde es in der Session „ChatGPT Plus – Individuelle GPTs für eigenen Aufgaben erstellen“. In diesem Hands-on Lab erfuhren die Teilgebenden, wie mit einem GPT-Plus Account ein eigenes GPT erstellt werden kann. Gemeinsam erstellten die Teilgebenden ein Mini-GPT und konnten so die eigenen Fähigkeiten direkt umsetzen.

4. Die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen erfordern auch eine Anpassung unseres Lebenslangen Lernens.

Über die aktuellen Veränderungen in der Welt und daraus resultierenden neuen Spielregeln diskutierten wir in der Session „Lebenslanges Lernen in Zeitenwenden – quo vadis?“. Kernfrage war hier, welche Lernfelder jetzt entscheidend sind, um als Unternehmen und Individuen in einer Ära von KI, wirtschaftlicher Neuordnung und geopolitischer Verschiebung handlungsfähig zu bleiben. Der präsentierte Impulsvortrag gab uns reichlich Anregungen zum Nachdenken.

5. Open Source Software als Alternativen für das individuelle als auch das gemeinsame Arbeiten.

Wirklich hilfreiche Sessions waren die Austauschformate zu Open Source Tools, die sowohl für das eigene Arbeiten eingesetzt werden können als auch fürs Arbeiten und Lernen gemeinsam im Team. Neben den Standard-Tools namenhafter Software-Anbieter wurden freizugängliche Anwendungen vorgestellt und die Erfahrungen mit den jeweiligen Tools ausgetauscht. Aufgrund der Vielzahl an vorhandener Software ist es immer nützlich zu sehen, welche Alternativen es z.B. für Anwendungsbereiche wie Messaging-Dienste, Suche, Notizen, Aufgaben oder Filesharing gibt.

6. Kollaborative Videos unterstützen den Wissenstransfer im Team.

In der Sessions „Kollaborative Videodokus: Herausforderungen und Potentiale im Wissensmanagement“ wurde über Möglichkeiten zur Nutzung von Videos zur Erstellung von Lerneinheiten und als Dokumentationsmittel gesprochen. Technologische Entwicklungen und eine Spezialsoftware wurde vorgestellt und gemeinsame Erfahrungen ausgetauscht. Mehrere Teilgebendenstimmen erwähnten, dass viele Mitarbeitende sich noch scheuen kurze Videos zu den eigenen Tätigkeiten für Kollegen zu erstellen. Wichtig war dabei die Erkenntnis, dass Videos fürs Wissensmanagement nicht perfekt aufgenommen und geschnitten werden müssen, sondern vielmehr der vermittelte Inhalt wichtig ist. Auch ein ungeschnittenes Video, dass mit dem Handy aufgenommen wurde, kann für Kollegen wichtige Informationen beinhalten und die Arbeit erleichtern.

7. KMUs benötigen andere Möglichkeiten, um digitales Lernen zu nutzen.

Im Austausch mit der IHK Berlin zum Thema „KMU für digitale Bildungsinnovationen begeistern“ erfuhren wir vom Angebot des dort angebotenen Digital Education Lab (DEL). Gemeinsam diskutierten wir dann darüber, wie digitales Lernen auch in kleine und mittelständische Unternehmen gebracht werden kann. Interessant waren hier insbesondere die Erfahrungen von einigen Teilgebenden aus Handwerksbetrieben, in denen Lernen und Wissensvermittlung am Arbeitsplatz bisher nur selten mit digitalen Tools stattfindet. Hier war es spannend Vorteile und Möglichkeiten für digitale Wissensvermittlung in diesem Umfeld aufzuzeigen.

8. Wissensvermittlung an Blue Collar Worker nicht vergessen.

Auch in der folgenden Sessions ging es um Wissensvermittlung an Produktionskräfte. Im gemeinsamen Erfahrungsaustausch wurden Herausforderungen zusammengetragen und praxisnahe Lösungen gesucht. Dabei war allen beteiligten klar, dass Personen, die keinen typischen Bürojob haben, und somit keinen Zugriff auf einen Computer oder mobile Arbeitsgeräte, besondere Formen der Wissensvermittlung benötigen.

9. Direkter Erfahrungsaustausch zwischen Gen X und Gen Z schafft Verständnis unter den Generationen.

Besonders gelobt und für wertvoll empfunden wurden die Sessions, in denen die Teilgebenden aus altersgemischten Teams der Generation X und Z bestanden, und diese sich über Formen der Mediennutzung und selbstorganisierten Lernen austauschten. Diese Sessions halfen allen Beteiligten, die jeweils andere Generation besser zu verstehen und sorgten so für ein besseres miteinander.

10. Informeller Austausch am Rande der Veranstaltung bleibt unbezahlbar.

Auch bei diesem Barcamp war der informelle Austausch mit alten Bekannten und neuen Kontakten wieder extrem hilfreich. Durch die vielen Gespräche konnte ich neue Impulse mitnehmen und einige persönliche Fragen klären. Begleitet durch ein wunderbares Catering wurde der Austausch der Teilgebenden untereinander zusätzlich gefördert.

Nach zwei Tagen Corporate Learning Camp ist klar: Lernen und Wissensvermittlung in einer Organisation bleibt vielfältig wie bisher. Digitale Tools und KI verändern Lernen und Wissensvermittlung zunehmend und bereichern die Bildungslandschaft. Traditionelle Formate der Weiterbildung und des Wissenstransfers werden aber weiterhin nachgefragt und bleiben erhalten. Diese Vielfalt ermöglicht es jeder Person, Wissen so zu erlangen und aufzunehmen, wie sie es zum jeweiligen Zeitpunkt benötigt.


Ein Kommentar

  1. super Zusammenfassung deiner Learnings. Danke!

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