Lernende Organisation – Basis für Wissensmanagement und Innovationen

Lernende Organisationen gelten als innovativ und können flexibel auf Veränderungen reagieren. Dieser Beitrag gibt daher eine Einführung in die Lernende Organisation, und zeigt welche Bedeutung diese für Wissensmanagement und Innovationen hat.

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Wir leben in einer VUCA-Welt, die geprägt ist von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit. In einer solchen Welt voller Wandel, ist Flexibilität für Organisationen wichtig. Während manche Unternehmen sich regelmäßig neuerfinden, und ihrem Geschäft dadurch neue Impulse liefern, verharren andere Unternehmen aber in ihrem IST-Zustand und können dadurch ins Abseits geraten. Was die einen den anderen voraus haben, ist eine Kultur des Lernens und der Weiterentwicklung. Sie sind Lernende Organisationen.

In Zeiten ständigen Wandels kann daher der Aufbau einer Lernenden Organisation ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein, um bei starken und unvorhersehbaren Wandel flexibel reagieren zu können.

Zahlreiche Gründe sprechen für den Aufbau einer Lernenden Organisation:

1. Agilität und Anpassungsfähigkeit:
Lernende Organisationen sind agiler und können sich schneller an Veränderungen in ihrem Umfeld anpassen. Dies ist in einer Welt ständiger Transformation von entscheidender Bedeutung.

2. Förderung der Mitarbeiterentwicklung:
Eine Lernende Organisation legt Wert darauf, dass Mitarbeitende kontinuierlich lernen und sich entwickeln. Dies steigert nicht nur die individuelle Leistung, sondern auch die Gesamtkompetenz des Unternehmens.

3. Wissen bestmöglich nutzen:
Das gemeinsame Teilen und Verteilen von Wissen ist fester Bestandteil einer Lernenden Organisation und in der Unternehmenskultur verankert. Dadurch kann Wissen optimal genutzt und die Neuentwicklung von weiteren Wissen gefördert werden. Lernende Organisationen haben also Wissensmanagement in ihrer Kultur verankert.

4. Innovation und Kreativität:
Der ständige Fluss von Wissen fördert eine Innovationskultur. Mitarbeiter werden ermutigt, kreative Ideen zu generieren und Best Practices zu teilen, um gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln.

Nach Senge umfasst die Lernende Organisation die folgenden fünf Disziplinen:

1. Personal Mastery – Individuelles Wachstum
Dies ist die Disziplin der Selbstführung und Selbstentwicklung. Verbunden damit ist ein kontinuierliches Streben nach Selbstverwirklichung, Erweiterung, aber auch Selbstreflexion. Es ist der Weg zur persönlichen Meisterschaft.
Wichtig ist, dass dieses Streben nach persönlichem Wachstum intrinsisch – also selbstgesteuert – erfolgt.

2. Mental Models – Mentale Modelle
Hierbei handelt es sich um unsere inneren Annahmen und Vorstellungen darüber, wie die Welt funktioniert. Zwei Menschen mit unterschiedlichen mentalen Modellen nehmen ihre Realität jeweils anders da. Sie haben unterschiedliche Landkarten im Kopf.
In der lernende Organisation wird versucht, gemeinsame mentale Modelle zu entwickeln, und diese mit den persönlichen mentalen Modellen konstruktiv auseinanderzusetzen.

3. Shared Visioning – gemeinsame Vision
Zur stärkeren Identifikation der Mitarbeitenden und Führungskräfte mit der Organisation wird eine gemeinsame Vision erstellt. Eine Vision ist ein Zielbild und gilt als Leitmotiv, dass allen Beteiligten die Richtung vorgeben soll, in die sich die Organisation entwickeln soll. Damit die Vision auch erfolgreich umgesetzt werden kann ist es wichtig, dass sie an den Unternehmenszielen, als auch den mentalen Modellen und persönlichen Werten übereinstimmt. Daher ist es sinnvoll verschiedene Beteiligtengruppen in die Visionserstellung auch mit einzubeziehen.

4. Team Learning – Lernen im Team
Basis der lernenden Organisation ist das Lernen im Team. Teamarbeit und Teamzusammenhalt ist heutzutage wichtig für erfolgreiche Arbeit. Erfolgreiche Teams bestehen aus exzellenten Einzelpersonen, die zusammen eine gemeisame Vision verfolgen. Daher ist das gemeinsame Lernen im Team auch entscheidend, um dieses kontinuierlich weiterzuentwickeln, und die angestrebten Ziele zu erreichen.

Durch das gemeinsame Teilen und Verteilen von Informationen und Wissen entsteht ein Wissenstransfer, durch den die gesamte Gruppe profitiert. Dabei wird nicht nur Wissen übertagen und die Kommunikation verbessert. Auch die Generierung von neuen Ideen wird beim gemeinsamen Lernen im Team gefördert.

Lernen im Team kann auf unterschiedliche Arten erfolgen. Einerseits durch formelles Lernen in Form von organisierten und strukturierten Weiterbildungsformaten, die meist von der Personalentwicklung organisiert werden. Andererseits aber auch durch informelles Lernen, wie z.B. dem Training on the Job. Darüber hinaus gibt es noch Zwischenformen, wie z.B. das Peer Learning, das zwar selbstgesteuert organisiert und rein intrinsisch motiviert erfolgt, aber doch einen semi-formalen Rahmen besitzt.

5. Systems Thinking – Denken im System
Das Systemdenken, ist das Erkennen von Zusammenhängen in einem System und wird auch nach Senge als „Fünfte Disziplin“ bezeichnet. Dabei wird der Einfluss einzelner Elemente auf das System ermittelt und die Zusammenhänge aller Elemente untereinander und zum System dargestellt. So kann schließlich das Gesamtbild wieder erfasst werden.

Lernende Organisationen lassen sich nicht von selbst schaffen. Die jeweilige Unternehmenskultur hat einen starken Einfluss auf den Erfolg einer Lernenden Organisation. Folgende Voraussetzungen fördern dabei die Entwicklung einer solchen Kultur:

1. Das Management als Vorbild:
Eine lernende Organisation kann nur erfolgreich etabliert werden, wenn diese vom Management befürwortet wird. Die Führungsebene muss den Wert des lebenslangen Lernens vorleben. Das setzt eine Kultur der Offenheit für neue Ideen und die Bereitschaft zur kontinuierlichen Verbesserung voraus.

2. Klare Kommunikation und Transparenz:
Offene Kommunikation ist entscheidend. Unternehmensziele und Strategien müssen klar kommuniziert und Informationen transparent geteilt werden, um ein Umfeld des Vertrauens zu schaffen.

3. Förderung von Wissensaustausch:
Einführung von Methoden und Maßnahmen zur Förderung des Wissensaustausches und des Wissenstransfers fördern das gegenseitige Lernen und Wachsen. Dies kann von Intranet, internen sozialen Netzwerken über Schulungen bis hin zu Job Rotation oder Mentoring-Programmen reichen.

4. Flexibles Lernumfeld:
Flexiblen Lernmöglichkeiten, die den unterschiedlichen Lernstilen der Mitarbeiter gerecht werden, müssen angeboten werden. Hierzu gehören z.B. E-Learning, Workshops, Webinare, Lernplattformen, Handbücher oder Anleitungen, aber auch andere Formen des informellen Lernens.

5. Einführung einer Fehlerkultur:
Nicht nur aus Erfolgen lernt man. Auch negative Erfahrungen und Scheitern bieten Lerneffekte. Der Aufbau einer Unternehmenskultur, in der Fehler passieren und Projekte und Vorhaben scheitern dürfen, sorgt dafür, dass kleine Fehler dazu beitragen, größere Verluste zu vermeiden. Die Etablierung einer Fehlerkultur kann somit auch zum Wachstum eines Unternehmens beitragen.

6. Einführung von Feedbackschleifen:
Ständige Verbesserung sorgt auch für kontinuierliches Lernen. Die Etablierung regelmäßiger Feedbackmechanismen ermutigt Mitarbeitende dazu, ihre Erfahrungen und Erkenntnisse mit anderen zu teilen, sodass dieses Erfahrungswissen für zukünftige Projekte und Aufgaben genutzt werden kann. Geteilte Best Practices und Success Stories sorgen für eine kontinuierlichere Effizienzsteigerung und motivieren zum Nachmachen.

7. Kontinuierliche Evaluierung und Anpassung:
Eine Lernende Organisation muss sich kontinuierlich evaluieren und anpassen. Dies beinhaltet die Überprüfung von Lerninitiativen, die Anpassung von Schulungsprogrammen und die Integration von Feedback in die Gesamtstrategie.

Der Aufbau einer lernenden Organisation bietet zahlreiche Vorteile. Hierzu gehören z.B.:

1. Mitarbeiterbindung und -entwicklung:
Mitarbeiter fühlen sich wertgeschätzt und haben die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten kontinuierlich zu erweitern. Das steigert das ständige Wachstum auf beruflicher und persönlicher Ebenen. Hierdurch wird auch die Mitarbeiterbindung und Mitarbeitermotivation gefördert.

2. Effektives Wissensmanagement:
Der offenen Austausch von Information und Wissen fördert das Wissensmanagement und sorgt für die bestmögliche Nutzung von Informationen und Wissen in der Organisation

3. Innovationskraft:
Die Fähigkeiten, flexibel auf veränderte Rahmenbedingungen zu reagieren und innovative Ideen zu entwickeln, werden gestärkt.

4. Wettbewerbsfähigkeit:
Durch den Aufbau einer Lernenden Organisation werden Unternehmen wettbewerbsfähiger, da sie in der Lage sind, sich schneller umzustellen und an neue Technologien und Marktanforderungen anzupassen. Dadurch kann auch dauerhaft die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens gesichert werden.

Der Aufbau einer Lernenden Organisation ist Basis für effektives Wissensmanagement und Innovationen. Es handelt sich dabei nicht um ein einmaliges Projekt, sondern um eine kontinuierliche Reise. Dies erfordert Engagement auf allen Ebenen, von der Führungsebene bis zu den Mitarbeitenden. Unternehmen, die diese Reise antreten, sind jedoch besser positioniert und wettbewerbsfähiger. Sie können nicht nur flexibel auf die Herausforderungen des gegenwärtigen Geschäftsumfelds eingehen, sondern auch aktiv an der Gestaltung ihrer Zukunft teilnehmen.